Schlagwort-Archive: Anwaltverein Darmstadt

Die Iden des März

 
Am Donnerstag, dem 22.01.09 erhielt ich um 14.44 h folgende E-Mail:
Lieber Herr Flauaus,
zu meiner Bestürzung habe ich auf Ihrer home-page Ihren Kommentar zum Kommunikationsforum für Anwälte und Richter zur Kenntnis nehmen müssen.Ihre veröffentlichten Ansichten und Gedanken enttäuschen mich doch sehr! Ich dachte eigentlich, dass Sie – vor Allem auch in Ihrer Funktron als Vorsitzender des Anwaltvereins Darmstadt und Südhessen e.V. – da etwas weitsichtiger und kritischer sind. So jedenfalls funktioniert Kommunikation sicherlich nicht!Ich sehe mich leider nicht in der Lage, an dem morgigen Neujahrsempfang teilzunehmen und hoffe nur, dass eine(r) von den „deformierten Persönlichkeiten“ Ihnen im Kreise Ihrer Kollegen dieses Pamphlet unter die Nase hält und laut fragt, ob das auch die Meinung des Anwaltsvereins Darmstadt repräsentiert. Ihre Veröffentlichung ist wirklich unter aller Würde und verletzt jeden Richter und jede Richterin in seiner Ehre. Vielen Dank!M.
Vorsitzender Richter am Landgericht
Deutscher Richterbund
Landesverband Hessen, Vorstand
Bezirksgruppe Darmstadt, Vorstand Weiterlesen

Der Mantel des Schweigens

Wenn der Vorsitzende eines Anwaltvereins im Januar sein Amt aufgibt, nachdem Richter ihn wegen einzelner Beiträge auf seinem Blog kritisiert und ihn zwei Vereinsvorstandmitglieder daher zum Rücktritt aufgefordert hatten, woraufhin gestern eine Mitgliederversammlung mit Neuwahl des Vorstands stattfand, dann stimmt die Kunde, daß Anlaß und Umstände des Wechsels im Vereinsvorsitz nicht Gegenstand dieser Mitgliederversammlung waren, im Hinblick auf Steitkultur und Diskursfähigkeit und -bereitschaft doch etwas nachdenklich, sind doch Mitgliederversammlungen von (Anwalt)vereinen ansonsten häufig eher von einer gepflegten Langeweile geprägt, bei denen man gern vom Stöckchen aufs Hölzchen kommt usw., so daß ein Vorsitzendenrücktritt – als schon fast von Eventcharakter – mehr Beachtung als seine totale Ignorierung „verdient“ gehabt hätte, zumal interessante Fragen nach dem eigenen anwaltlichen- und anwaltsvereinlichen Selbstverständnis auch in Bezug auf das Verhältnis zu anderen Rechtspflegeorganen, hätte anläßlich dessen diskutiert werden können.
Aber da schweigt man wohl lieber.

Rücktritt vom Vorsitz des Anwaltvereins

Im Vorfeld zum heutigen Neujahrsempfang des Anwaltvereins Darmstadt und Südhessen e.V. gab es von Richtern heftige Kritik an meinen Beiträgen „Naumburg“ vom 16.01.09 und „Anwälte und Richter“ vom 25.10.08. Mir wurde angekündigt, „dieses Pamphlet“ werde mir heute im Kreise meiner Kollegen „unter die Nase“ gehalten und „laut“ gefragt, „ob das auch die Meinung des Anwaltvereins Darmstadt repräsentiert“.
Da dies nicht so ist und der Vereinsvorstand harmonisch mit der Richterschaft zusammenarbeiten will, habe ich das Vorsitzendenamt gestern zur Verfügung gestellt. Dies, obwohl ich, wie vielleicht gerade die beiden kritisierten Beiträge zeigen, ebenfalls an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Richterschaft interessiert war und bin. Fehlverhalten gibt es aber auch dort und muß benannt werden dürfen. Erst recht gilt dies für kriminelles Verhalten. Wenn ich dazu schweigen soll, habe ich den Beruf verfehlt. Die Vorwürfe gegenüber den OLG-Richtern in Naumburg erhebe ja im übrigen nicht nur ich (siehe z.B. nur Rolf Lamprecht im Januar-Heft von Myops (Beck-Verlag)). Solche Kritik richtet sich gegen einzelne schwarze Schafe in der Richterschaft, die ihr schaden. Dazu sollten auch Richter nicht schweigen oder erwarten, daß Anwälte es tun.

(Siehe hierzu auch den Kommentar von Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Werner Siebers, Braunschweig, vom 23.01.2009, dessen Homepage ich in meine Linkliste aufgenommen habe)

Naumburg

To see him obviously framed
Couldn`t help but make me feel ashamed to live in a land
Where justice is a game.

Bob Dylan, Hurricane

Wie war das wohl im OLG am Domplatz 10, in der 30.000 Einwohner zählenden Stadt, als drei Richter des Strafsenates über die Beschwerde der Staatsanwaltschaft Halle zu entscheiden hatten, weil das Landgericht Halle die Anklage wegen des Verbrechens der Rechtsbeugung gegen drei Richter des Familiensenats desselben Gerichts nicht zugelassen hatte. In einem Gericht von familiärer Größe, mit nur 46 Richterstellen. Geht man da als Berichterstatter mal ins Nachbarzimmer, in dem einer der Weiterlesen

Anwälte und Richter

Das Kommunikationsforum für Richter und Anwälte ist eine Veranstaltung für Wohlwollende, sollte man meinen. Der große Konferenzsaal der IHK Darmstadt war so ziemlich bis auf den letzten Platz besetzt. Vor mir saßen einige junge Richterinnen. Wenn ein Anwalt sich kritisch über Richter äusserte, steckten sie ihre Köpfe zusammen und tuschelten. Oder sie blickten sich vielsagend mit hochgezogenen Augenbrauen an und ließen die Lider klimpern. Auch Kopfschütteln war zu beobachten. Die Arme verschränkt, die Beine übereinander geschlagen. Weiterlesen